Markierung von Aktantenfunktionen und “Prädetermination” im Französischen: Ein Beitrag zur Neuinterpretation morphosyntaktischer Strukturen in der französischen Umgangssprache
Daniel Jacob
EINLEITUNG
Diese Arbeit soll einen Beitrag leisten zur Gewinnung neuer Sichtweisen bei der
BeschreibungderfranzösischenMorphosyntax.DerTeilbereich,indemsie
dabei vorgeht, ist die Markierung von Aktantenfunktionen, im weitesten Sinne1.
Die Romanistik besitzt bekanntlich das Privileg unter allen einzelsprachbezo-
genenDisziplinen, daß die historisch-diachronischeEntwicklungihrerObjekt-
sprachensogutdokumentiertistwieinkeineranderenSprache.Allerdings
kann sich dieser Vorteil auch als Problem erweisen: das Wissen um die Herkunft
der Formen verdeckt allzuoft die Einsicht in deren synchronisch gegebeneFunk-
tion. Im Französischen kommt 711 diesem noch der bekannt große Einfluß einer
stark normativen Tradition der Sprachbetrachtung hinzu, um den Blick für die
neuen Strukturen zu verstellen, die sich durch Umfunktionierung der altenent-
wickeln. Allerdings sind in derRomanistikauchseitBeginn desJahrhunderts
zahlreicheBemühungenzu konstatieren,sichsowohlin der Terminologievon
den Vorbildern der klassischen Grammatik zu trennen, da, wo die Terminiden
Gegebenheitennicht mehr entsprechen, als auch die strukturellenGegebenhei-
tennicht mehr nur im Lichte ihrer ursprünglichenFunktionenzu sehen,son-
dern ihre neuen, synchronisch gegebenen Funktionen zu erkennen.
Sicherlich eines der wichtigsten Ergebnisse dieses Bemühens ist die These von
der" Prädeterminierung"imFranzösischen:ausderFeststellung,daßviele
Bedeutungselemente,die imLateinischendurchSuffixe bezeichnetwerden,im
Französischen durch Elemente ausgedrückt werden, dievordenentsprechenden
Lexemenstehen,leitete mandie Annahmeab,daßessichhierbeiumeinen
generellenÜbergang von einem suffigierenden zu einem präflgierendenSystem
handele. Besonders umstritten innerhalb dieser Theorie war - und ist bis heute2-
die These, daß dasParadigmader sogenannten"pronoms atones"oder"con-
joints",synchronischgesehen, als einParadigmaderVerbalflexionanzusehen
sei, das dem der lateinischen
…
Diese Arbeit soll einen Beitrag leisten zur Gewinnung neuer Sichtweisen bei der
BeschreibungderfranzösischenMorphosyntax.DerTeilbereich,indemsie
dabei vorgeht, ist die Markierung von Aktantenfunktionen, im weitesten Sinne1.
Die Romanistik besitzt bekanntlich das Privileg unter allen einzelsprachbezo-
genenDisziplinen, daß die historisch-diachronischeEntwicklungihrerObjekt-
sprachensogutdokumentiertistwieinkeineranderenSprache.Allerdings
kann sich dieser Vorteil auch als Problem erweisen: das Wissen um die Herkunft
der Formen verdeckt allzuoft die Einsicht in deren synchronisch gegebeneFunk-
tion. Im Französischen kommt 711 diesem noch der bekannt große Einfluß einer
stark normativen Tradition der Sprachbetrachtung hinzu, um den Blick für die
neuen Strukturen zu verstellen, die sich durch Umfunktionierung der altenent-
wickeln. Allerdings sind in derRomanistikauchseitBeginn desJahrhunderts
zahlreicheBemühungenzu konstatieren,sichsowohlin der Terminologievon
den Vorbildern der klassischen Grammatik zu trennen, da, wo die Terminiden
Gegebenheitennicht mehr entsprechen, als auch die strukturellenGegebenhei-
tennicht mehr nur im Lichte ihrer ursprünglichenFunktionenzu sehen,son-
dern ihre neuen, synchronisch gegebenen Funktionen zu erkennen.
Sicherlich eines der wichtigsten Ergebnisse dieses Bemühens ist die These von
der" Prädeterminierung"imFranzösischen:ausderFeststellung,daßviele
Bedeutungselemente,die imLateinischendurchSuffixe bezeichnetwerden,im
Französischen durch Elemente ausgedrückt werden, dievordenentsprechenden
Lexemenstehen,leitete mandie Annahmeab,daßessichhierbeiumeinen
generellenÜbergang von einem suffigierenden zu einem präflgierendenSystem
handele. Besonders umstritten innerhalb dieser Theorie war - und ist bis heute2-
die These, daß dasParadigmader sogenannten"pronoms atones"oder"con-
joints",synchronischgesehen, als einParadigmaderVerbalflexionanzusehen
sei, das dem der lateinischen
…
Volume:
231
Anno:
1990
Casa editrice:
Max Niemeyer Verlag
Lingua:
german
Pagine:
220
ISBN 10:
3484522313
ISBN 13:
9783110938173
Collana:
Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie; 231
File:
PDF, 14.09 MB
IPFS:
,
german, 1990